Hallo! Wollte mich nach langer Zeit mal melden und euch Danke sagen für alles, was ihr für mich getan habt! Bei Frauchen und Herrchen bin ich jetzt seit  15 Monaten und will hier nie wieder weg. Frauchen meint, ich hätte mich trotz meiner Blindheit prima eingelebt. Na ja, keine falsche Bescheidenheit, ich hab auch wirklich alles gut im Griff!

 

 

 

Im „zarten“ Seniorenalter von 11 Jahren ging es mit dem Flugzeug nach Deutschland. Frauchen und Herrchen holten mich persönlich am Flughafen ab. Die Reise war ganz furchtbar, weil ich ja nix gesehen hab, und nicht wusste, was eigentlich los war. Ich war total eingeschüchtert. Frauchen nahm mich auf den Arm und meinte, das wird schon wieder. Zuhause angekommen lernte ich gleich Shadow kennen, der ebenfalls aus Spanien kam.

 

 

 

Shadow ist ein prima Kumpel. Überhaupt ist das Leben hier toll. So weit möglich, nimmt mich Frauchen überall hin mit. Irgendetwas ist immer los. Erst kürzlich hatte Frauchen wieder einmal ein paar Tage Urlaub und wir haben viel unternommen. Das war richtig schön! Bald fahren wir wieder in Urlaub. Ins Hotel traut sich Frauchen aber noch nicht so recht mit mir, Sie meint, ich kann mich noch nicht so ganz benehmen, aber wir arbeiten dran! Ich gebe ja gern zu, dass sie nicht ganz Unrecht hat.

 

 

 

Tja, ihr seht, ich habe „7 Richtige im Lotto“ gezogen und Frauchen und Herrrchen sind Spitze! Ich will hier auch gar nicht mehr weg. Danke nochmals an alle in Barcelona, die mich damals als ich so krank war, nicht aufgegeben haben.

 

Ganz liebe Grüße von Bandit ehemals Yayo

 

Bandit – Die Geschichte geht weiter

 

1 Jahr im neuen Zuhause

 

 

Freitag, der 25.03.2003. Gemütlich sitzen mein Mann und ich am Frühstückstisch und lassen es uns bei Rührei mit Schinken und Pfannkuchen so richtig gut gehen. Beides auch die Leib- und Magengerichte von Bandit, unserem blinden Pekinesenmix und Shadow unserem Jagdhund. Sie bekommen natürlich Ihren Anteil, auf den sie schon sehnsüchtig warten. Als absolutes Highlight gibt es dann noch einen Fleischknochen, denn heute ist ein ganz besonderer Tag. Genau heute vor einem Jahr trat Bandit die Reise von Barcelona zum Düsseldorfer Flughafen an, wo wir in abholten. Wir feierten also quasi seinen Geburtstag.

 

Derweil unsere beiden Vierbeiner rundherum zufrieden unter dem Tisch liegen und ihr Verdauungsnickerchen halten fragt mich mein Mann wieder einmal „Weißt du noch?“

Oh ja, ich erinnerte mich noch gut an ein schüchternes, langfelliges, verwuscheltes Etwas, das mir damals aus der Transportbox vor lauter Freude, endlich wieder einen Menschen zu hören fast in den Arm fiel und auch an unseren festen Vorsatz, aus Bandit nach einer für uns alle notwendigen Eingewöhnungszeit wieder einen zivilisiert aussehenden Hund zu machen. Gesagt getan, Bandit war jedoch noch lange nicht der gleichen Meinung wie wir aber langsam begannen wir, ein Problem nach dem anderen anzufassen!

 

Während Shadow ein begeisterter Anhänger von Dosenfutter war befand Bandit dies nun als völlig unzumutbar und strafte seinen Fressnapf mit aller Verachtung zu der ein Pekinese fähig ist. Von wegen, liebenswerter Dosenöffner........ !

Mit seinem langen Fell sah er allerdings wesentlich kräftiger aus, als er in Wirklichkeit war. Er wog gerade mal knapp 3,5 kg und ob seiner schlechten „Fresserei“ machten wir uns dann doch irgendwie Sorgen. Nach einer Woche hatte er gewonnen! Seufzend holten wir den Kochtopf hervor und kochten für ihn, wie wir es eigentlich sehr häufig für alle unsere Hunde getan hatten und siehe da, unser Bandit entwickelte einen unbändigen Appetit. Die erste Hürde war gemeistert, wohlwissend, dass vor uns noch viele weitere lagen.

 

Das lange, an einigen Stellen verfilzte Fell schrie förmlich nach Kamm und Bürste. Wir probierten es erst einmal mit ganz leichtem Bürsten und vorsichtigem Wegschneiden einiger verfilzter Haarstellen. Doch an Stillstehen bzw. Stillhalten seitens Bandits war gar nicht zu denken. Elf Jahre – so alt wurde er damals ungefähr geschätzt - war er wahrscheinlich kaum gebürstet worden und er sah partout nicht ein, dass er sich jetzt daran gewöhnen sollte.

Schon bei der ersten verfilzten Stelle kam was kommen musste: Knurren und blitzschnell zuschnappen war eins. Dann zog ein hochgradig empörter Pekinese von dannen in dem Bewusstsein, diese Schlacht gewonnen zu haben. Uff, so kamen wir nicht weiter! Irgendwie hatten wir uns das alles einfacher vorgestellt. Doppelt schwierig war es natürlich auch schon deshalb, weil Bandit durch seine Blindheit nicht sah, was wir dort mit ihm veranstalteten.

              Shadow schaute sich das ganze verwundert an. Er fand bürsten toll und wann immer einer eine Bürste in der Hand hatte, stand er auch schon in Positur, damit er ja nicht vergessen wurde. Den Aufstand, den Bandit veranstaltete verstand er nicht. Ganz im Gegenteil, von ihm aus hätte es morgens, mittags und abends eine Bürstenmassage geben können. In jenen Tagen schwor sich Frauchen, sich nie wieder über Shadows Bürsten-Tick zu beklagen.

 

Was also tun? Kurz und bündig vereinbarten wir einen Termin bei unserer Tierärztin. Bandits Zähne mussten dringend in Ordnung gebracht werden, denn jedes Mal wenn er einen nur anhauchte schlug einem eine stinkende übel riechende Atemwolke entgegen, die einem glatt den Magen umdrehte. Von Zähnen konnte man bei ihm ohnehin kaum sprechen; dass meiste glich mehr „Ruinen“! Wenn er dann sowieso schon einmal in Narkose lag, konnte er auch gleich geschoren werden. So schlugen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Diese Schlacht würden wir gewinnen. Tag X war da und wir fuhren mit einem äußerst übellaunigen Hund der nicht einsehen konnte, das es morgens kein Frühstück gab, zu unserer Tierärztin.

 

Es folgte Aufregung pur! Tierarzt war für ihn wohl das schlimmste und er regte sich derartig auf, dass die Narkose nicht richtig anschlug und noch mal nachgespritzt werden musste. Er tat uns richtig leid. Nach zwei Stunden war alles überstanden! Die schlimmsten Zähne wurden gezogen, der Rest gesäubert und poliert. Auch das lange Fell kam ab. Nun sah man erst, wie mager Bandit wirklich war. Nachdem er sich so weit von der Narkose erholt hatte, nahmen wir ihn gut in eine Decke eingewickelt wieder mit nach Hause. Er schlief den ganzen Tag in seinem Körbchen und grunzte recht ungnädig, wenn man ihn nur leise ansprach. Nachdem er auch die ganze Nacht verschlafen hatte, meldete sich am nächsten Morgen der Hunger. Frauchen`s Pfannkuchen standen hoch im Kurs und wurden mit Heißhunger vertilgt. Die Hundewelt war wieder in Ordnung.

 

In den nächsten Wochen kehrte so etwas wie Ordnung und ein geregelter Tagesablauf bei uns ein. Nach und nach entdeckten wir auch Vorlieben und Abneigungen unseres Zwerges: Er ist er begeisterter Terrassen-/Balkonfan und sobald auch nur ein Sonnenstrahl am Himmel ist, sitzt er vor der Balkontür und nervt so lange, bis ihm diese jemand aufmacht und er sich auf seine Decke legen kann. Er liebt Auto fahren und gutes Essen. Hingegen sind lange Spaziergänge nicht so sein Ding, Regen und Kälte hasst er wie die Pest und Hundefutter ist einfach nur verachtungswürdig. Gewitter macht ihm nichts aus aber bei Feuerwerk (z. B. Silvester) versagen schlicht und einfach die Nerven, übrigens auch bei Shadow. Kurzum ein süßer Zwerg von charmant bis knurrig!

 

Längst war es Sommer geworden und mit ihm kamen die ersten Zecken die mit viel Protest und Geknurre erfolgreich entfernt wurden. Auch ein Floh stellte sich bald ein und das Protestgeheul beim Baden ist bis heute unerreicht. 

 

Zwischendurch übten wir immer wieder Kämmen und Bürsten und es klappte von Mal zu Mal besser. Leider konnte man das vom Zähneputzen nicht behaupten. Stur wie ein Maulesel sah er partout nicht ein, dass er sich die Zähne putzen lassen sollte. Jeder Versuch wurde schon im Ansatz mit Geknurre und Zuschnappen erstickt wobei auch Frauchens Finger nicht immer verschont blieben.

 

So verging Woche für Woche und wir unternahmen viel mit unseren beiden Vierbeinern. Immer besser gewöhnte sich Bandit ein und nahm schon lange vieles nicht mehr übel, was zu Anfang unweigerlich zum Zuschnappen geführt hätte. Er schloss sich prima an Shadow an, der dies auch würdevoll duldete und so verlebten wir einen herrlichen Sommer mit spazieren gehen, faulenzen im Garten, Grillen und allem was dazugehört. Besonders grillen war bei unseren beiden Vierbeinern beliebt!

 

Es wurde Herbst und der geplante Urlaub rückte in greifbare Nähe. Mit viel Geduld und Mühe gewöhnten wir unseren Zwerg langsam aber sicher auch an das aus seiner Sicht lästige Zähneputzen. Doch es klappte auch hier von Mal zu Mal besser und heute lässt er sich auch das einigermaßen problemlos gefallen, nicht ohne es zu versäumen, Frauchen knurrig darauf hinzuweisen, dass dies eigentlich doch unter seiner Pekinesenwürde ist.

 

Inzwischen war sein Fell wieder gut nachgewachsen und es stellte sich die Frage, lang wachsen oder nachscheren und kurz lassen? Wir hatten den Eindruck, mit dem kurzen Fell fühlt er sich wohler und er war natürlich so auch wesentlich pflegeleichter. Also entschieden wir uns ganz eigennützig für kurzes Fell und somit für’s nachscheren. Wie wir es schon gewohnt waren, mussten wir auch hier enorme Überzeugungsarbeit leisten. Wieder einmal war Frauchen schweißgebadet, der Hund gestresst und Herrchen sparte nicht mit guten Ratschlägen. Auch stellten sich bei genauerem Hinsehen etliche Zacken in seinem Fell heraus, doch das zweitemal klappte schon besser und es wurde mit jedem Mal perfekter. Inzwischen sind wir fast schon so etwas wie richtige „Starfriseure“ geworden.

 

Der Urlaub brach an und somit kam der Tag des Kofferpackens. Shadow kannte das ja bereits und lief entsprechend aufgeregt herum, was wiederum zur Folge hatte, das Bandit, der ja nicht wusste was los war und auch nicht sah, was passierte - wie ein Ping Pong-Ball umherhüpfte, ständig platte Pfoten riskierte und allen mehr oder minder auf die Nerven fiel.

Endlich war das Gepäck verstaut und es ging los. Frauchen und Herrchens Nerven waren am Ende ihrer Belastbarkeit. Bandit hielt sich besser als wir gedacht hatten. Bis auf die Pausen schlief er selig die ganze Autofahrt hindurch. Am Ziel angekommen, war er natürlich fit wie ein Turnschuh.

 

Das gebuchte Ferienhaus erwies sich als absoluter Traum; Swimmingpool, Whirlpool, eingezäunter großer Garten, Terasse und eine herrliche Lage mit einem wundervollen Panoramablick. Wir erledigten die Formalitäten derweil unser Shadow schon seinen Traumplatz im Garten gefunden hatte während Bandit etwas unsicher und verloren ob der unbekannten Umgebung im Haus herumirrte. Dies war aber nach zwei Tagen vorbei und wir verbrachten einen Traumurlaub bei herrlichstem Wetter. Mit beiden Hunden unternahmen wir die ein oder andere Tour oder lagen einfach faul auf der Terasse, was besonders Bandit am liebsten tat. Die herrlichen Tage vergingen viel zu schnell und bald hieß es wieder Koffer packen. Zuhause angekommen, lebte sich Bandit sofort wieder in der alten Umgebung ein. Wir fanden, dass sei ein gutes Zeichen. Überhaupt, war er nach der gemeinsamen Urlaubszeit noch umgänglicher, was wir sehr begrüßten.

 

Dann begann der Alltagstrott, mit dem wir uns alle nicht so recht anfreunden konnten. Längst war es Herbst geworden und mit ihm kamen der Regen und die Kälte!

Unser Zwerg holte sich eine Erkältung und wir beschlossen, ihm einen Regenmantel zu kaufen. Er war unser kaltes raues Klima ja nicht gewöhnt. Selbst Shadow, der jetzt fast acht Jahre bei uns war hatte sich nie so ganz daran gewöhnt weswegen wir ihm vor vielen Jahren ein Regencape besorgt hatten, was uns schon viele gute Dienste geleistet hatte und was Shadow besonders toll fand, da er weder nass noch kalt wurde.

Bandit war natürlich nicht begeistert – eigentlich hatten wir es auch gar nicht anders erwartet -  aber diesmal kannte Frauchen kein Erbarmen und nach kurzem Kampf saß der Mantel fast perfekt. Auch hier schon das altbekannte Spiel, alles eine Übungs- und Gewöhnungssache. Nachdem wir das mehrfach geprobt  hatten klappte auch das wie am Schnürrchen und unser Zwerg hat den ganzen Winter über keine Erkältung mehr bekommen. Beliebt ist der Regenmantel deswegen aber trotzdem nicht unbedingt.

 

Weihnachten stand vor der Tür und es gab viele gute Leckerbissen. Shadow liebte die selbst gemachten Weihnachtsplätzchen über alles und nachdem auch Bandit auf den Geschmack gekommen war, brachten wir vorsichtshalber den Weihnachtsteller in Sicherheit. Es kam Silvester und mit ihm das vielgefürchtete Feuerwerk. Wir hatten uns vorsichtshalber Beruhigungstabletten für beide besorgt und es klappte zumindest bei Shadow erstaunlich gut; Bandit allerdings war nur noch ein Nervenbündel. Bei ihm zeigten die Tabletten leider nicht die gewünschte Wirkung und es dauerte Stunden, bis er sich so weit beruhigt hatte, dass er dazu zu bewegen war, von Frauchen’s Bett in sein Körbchen zu ziehen. Dann war auch das überstanden und wir schliefen in das neue Jahr.

 

Es war nach wie vor sehr kalt und wir packten unsere beiden „Südländer“ weiterhin gut ein. Trotz allem gefiel uns unser Shadow nicht. Er benahm sich Bandit gegenüber ausgesprochen ungnädig, knurrte ihn öfter ungehalten an und drohte ihm auch offen, was so gar nicht  seine Art war. Wir machten uns Sorgen und ließen ihn untersuchen.     

Dann der Schock! Bei Shadow wurde eine sehr schwere Herzerkrankung festgestellt, die vorher nie trotz regelmäßiger Gesundheitschecks und Vorsorgeuntersuchungen bemerkt worden war. Die Ärzte machten uns keine Hoffnungen mehr und sie sollten Recht behalten. Trotz all unserer Bemühungen verstarb Shadow Anfang April diesen Jahres an einem akuten Herschlag.

 

Bandit traf es besonders hart; plötzlich war er allein und wir merkten, dass er in vielen Dingen zunehmend unsicher wurde. Ob nun beim Spazieren gehen oder bei Zurechtfinden in einer fremden Umgebung. Er hatte sich mehr an Shadow orientiert, als wir gedacht hatten.

 

Doch mit der Zeit stellte unser Zwerg fest, dass es auch seine Vorteile hatte, Einzelhund zu sein. Mit niemandem mehr teilen zu müssen fand er toll. Inzwischen hat er diese Situation voll im Griff und sich zu einem liebenswürdigen super süßen Hund gemausert.

 

Wir wünschen uns noch viele schöne Jahre mit ihm. Ohne das Engagement von Frau Perlwitz und Ihren Helfern wäre er heute nicht bei uns. Danke und weiter so!

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